Worte, die sich nicht übersetzen lassen, haben keinen universalen Sinn. Sie können allenfalls eine Gesellschaft oder eine Gruppe kennzeichnen, der sie entstammen, und damit ihre Besonderheiten herausstellen. So geht es mit den deutschen Wörtern „Heimat“, „Stimmung“ oder „Gemüt“.
Umgekehrt können Wörter aus fremden Sprachen im deutschen Kontext etwas bedeuten, was sich nur ungefähr in einer Übersetzung spiegeln lässt. Zu diesen Worten gehört „feedback“, technisch gesehen eine Rückkopplung, soziologisch oder kommunikationstheoretisch gesehen eine Antwort gemäß des alten Spruchs: „wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus.“ Ein U-Boot, das beim Tauchen den Abstand zum Meeresboden wissen muss, sendet per Echolot einen Ping, und erhält ein Pong zurück: Der Meeresboden gibt ein Feedback: je länger er dafür benötigt, umso tiefer ist das Wasser. Fledermäuse erhalten ein Feedback von ihrer vor ihnen fliegenden Nahrung. Das Wort Feedback wäre mit Echo recht gut übersetzt.
Aber es ist eben kein Echo. Denn ein Feedback unter Menschen wirft nicht simpel eine Botschaft zurück, sondern die Antwort, das feedback, ist angefüllt mit der funktionalen Subjektivität dessen, der feedback leistet. So kann es ein enormer Unterschied sein, ob ich von meinem neidischen Kollegen ein lobendes Feedback erhalte oder von einem Vorgesetzten, dessen Protegé ich bin. Feedback, ja, ist wichtig. Aber keines zu erhalten, ist selbst bereits eines, und wohl kein gutes. Wer andere totschweigt, dem ist schweigendes feedback eine stille Waffe.
Lassen wir die Kirche im Dorf und das feedback in seiner Umgebung: Eine Antwort auf eine Frage ist eine Antwort und kein feedback. Eine Kunstkritik, eine Rezension sind beide kein feedback. Ein Gebet zu einem Gott (in der Kirche, die wir im Dorf lassen) bittet nicht um ein feedback, sondern um ein Zeichen, welcher Art auch immer. Ein Gebet ohne Antwort wäre ebenso Unsinn wie ein digitaler Impuls ohne Feedback. Das Wort sollten wir also nicht übersetzen, denn täten wir es, würde es die Gegend kontaminieren, in die wir es aussetzen.
Feedback wirkt wie ein kybernetisches response innerhalb eines Netzwerks, in dem eine Gruppe aufeinander angewiesener Subjekte im Wettbewerb steht mit anderen Gruppen. Ein „feedback“ zwischen Konkurrenten kann es nicht sinnvoll geben. Sollte ein Fondsmanager einer Frankfurter Bank einem Fondsmanager einer konkurrierenden Londoner Bank ein „feedback“ geben? Wohl kaum, oder sagen wir: allenfalls performativ.
Feedback benötigen wir, nicht um uns besser zu verstehen, sondern um unsere Funktionalität abzu-„checken“. Es ist sinnvoll im engeren Bezirk unserer beruflichen Wettbewerbssituationen, aber es kann uns unsere Individualität kosten.
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